„Das ist keine dumme Einstellung“: Vier Denker loben die Tugenden der Freundlichkeit

Zeugnis: Freundlichkeit war lange Zeit ein blinder Fleck im Denken, wird nun aber rehabilitiert. Wir haben nachgefragt, was Philosophen (und ein Schriftsteller, der gerne philosophiert) dazu zu sagen haben.
JEAN JULLIEN FÜR „LE NOUVEL OBS“
Um weiter zu gehen
Die große philosophische Tradition betrachtet Güte nicht als Konzept, sondern bevorzugt das Studium der Empathie als Grundlage sozialer Beziehungen, d. h. der Fähigkeit, sich in die Lage anderer zu versetzen, deren Gefühle zu verstehen und mit ihnen in Resonanz zu treten. Lange Zeit galt sie als Naivität angesichts der Macht der Intelligenz oder gar als hinderliche Schwäche in einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft. Erst in jüngster Zeit, mit der Entwicklung der Ethik der „Fürsorge“ (Sorge und Sorge um andere), hat sie sich endgültig von dieser pessimistischen Sicht der menschlichen Natur gelöst, die durch die Hobbes’sche Formel „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ karikiert wurde. Standpunkt von vier Intellektuellen.
• Michael Fœssel, Philosoph: „Freundlichkeit ist moralisch, nicht politisch“Es stimmt, dass wir in der Geschichte der Philosophie kaum über Güte sprechen. Christlich inspiriertes Denken konzentriert sich mehr auf das Gute. Worin besteht der Unterschied zwischen beiden? Ich würde sagen, Güte ist zweifellos weniger naiv und auch weniger zärtlich. Doch beide Begriffe sind aus unserem Denken und unseren Gesprächen verschwunden, genau wie ihre…

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